Sie sind überall, in unseren Lungen, in unseren Wänden, auch auf unsere Haut. Pilze stellen eine 3. Lebensform dar. Sie sind keine Pflanzen, stehen sogar den Tieren näher, da sie andere Organismen fressen. Das Mycel ist der eigentliche Körper des Pilzes. Es verzehrt alles, durchdringt sogar Holz, verdaut das Material mit seinen Enzymen, wie Zähne und Klauen. Das, was wir herkömmlich als Pilz bezeichnen ist nur der Fruchtkörper. Pilze sind wahre Überlebenskünstler und Pioniere wie Bakterien und Flechten. Sie verwandeln Felsen in Leben, indem sie das Tote fressen und dadurch die Grundlage für Pflanzen schaffen. Vor den Pflanzen und Menschen gab es Pilze, die bis zu 8 Meter groß wurden. 50 Millionen Jahre beherrschten diese großen Pilze unsere Landschaft.
Pilze verändern sich dauernd, verändern ihre Form, breitet sich immer weiter aus, können wandern. Pilze sind immer noch ein sehr unerforschtes Gebiet. So kennen wir nicht mal 1% der vorhandenen Pilzarten. Man kann das mit der Tiefsee oder auch dem menschlichen Gehirn vergleichen.
Pilze stellen auch ein großartiges Zeichen für die Absurdität der Dualität in unserer Weltsicht dar.
So unterscheidet man zwischen genießbaren edlen Pilzen und den giftigen. In Pilzbüchern wird dies gerne symbolisiert mit einem Symbol von Messer und Gabel oder einem Totenkopf, der an eine Piratenflagge erinnert. Realität ist, dass alle Pilze miteinander verbunden sind durch das Myzelium, das `Wood Wide Web´. Über dieses kann der ganze Wald miteinander kommunizieren. Über das Myzelium helfen die Pilze den Bäumen sich mit Licht und Wasser zu versorgen, im Gegenzug erhalten sie Zucker. Deshalb findet man bestimmte Pilze auch unter bestimmten Bäumen, weil verschiedene Sorten die besten Symbiosen miteinander eingehen. Ein ethnomykologisch besonders interessantes Phänomen ist der Fliegenpilz, unendlichmal romantisiert, als Glücksbringer verniedlicht, gleichzeitig als giftig verteufelt. Und gerne gefunden unter Birken und Fichten.
Pilze haben eine eigentümliche Anziehungskraft. Es sind lebendige Wesen, mit denen wir umgehen. Ihr Myzelium ist mit unserem Kulturgeflecht verschlungen. Pilze haben eine kulturelle Aura. Pilze lassen niemanden kalt, sie werden entweder heiß geliebt oder heftig gefürchtet. Sie faszinieren. Wir sehen in ihnen Welten von Feen, Kobolden und Schlümpfen. Pilze sind geliebte Dekoartikel, v.a. im Herbst. Sie sind Zeichen des Zauberischen, Symbole einer unsichtbaren Welt.
Pilze werden gegessen, geräuchert, geraucht und geschnupft. Pilze könne uns nähren und heilen, aber auch schaden, unser Leben bedrohen. Wenn man gut mit ihnen zusammenleben möchte, dann solle man sie gut kennen. Sie scheinen oft unsere Wahrnehmung überlisten zu wollen. So sehen sich manche Arten zum Täuschen ähnlich. Oft haben Speisepizen einen giftigen `Zwilling´.
Vielen Menschen ist auch nicht ihr medizinisches Potenzial bewusst. Das prominenteste Beispiel ist hierbei das Penizillin. Als Heilmittel sind Pilze schon bei den indigenen Naturvölkern, aber auch bei den `Schamanen´ der Germanen und in der Volksmedizin bekannt. Sie tragen zur körperlichen und seelische Gesundheit bei. Und auch der Fliegenpilz kann so ein seelischer Zauberpilz sein.